über hemingway und burroughs
zu den elektroschocks aus verdacht homosexueller neigung, bis hin zu delmore schwarz,- entwickelte reed sich bereits relativ früh zur wandelnden fassade. diese hielt er auch bis zum ende seines lebens aufrecht. er spielte mit der idee der non identifikation. reed verstand es relativität als solche zu manifestieren, und die belanglosigkeit der existenz, bis ins kleinste zu celebrieren und zu belegen. sei es der „perfekte tag“, in welchem er meines erachtens nach einen regulären tag mit seinen dämonen verbringt, welcher nur dadurch als „perfect day“ betrachtet werden kann, weil reed die kleinsten dinge des lebens paradox erscheinen lässt. es gelingt ihm, eine unglaublich positive energie im rahmen einer tot traurigen begebenheit zu verstecken. reeds werke sind für mich auf einer stufe mit den ideen und taten des diogenes von synope. er ist syphisant, zynisch, und meist viel zu intellektuell, um ein normales interview zu geben. er verwendet häufig eine sokratisch-sophistische herangehensweise, indem er klare positionen zum angriff transformiert. lou reed war eine der wenigen personen des öffentlichen lebens, die vermeintliche rhetorik des „yellow press“ konstrukts geschickt für sich selbst nutzte. er wusste um die „lowest lifeform“ des journalismus. man könnte sagen, er war ein meister der umgekehrten psychologie.
als warhols mitbringsel aus den düsteren bohemen des 60er jahre new yorks, etablierte sich reed als das besondere nesthäkchen. er galt als wandelndes paradoxon vermeintlicher unschuld.
subjektiv betrachtet, ist das von warhol produzierte, erste velvet underground werk bei weitem nicht das beste. die romantisierende und doppeldeutig umschreibung des gebrauchs von betäubungsmitteln, ist für mich persönlich das highlight. eine psychotische down spiral achterbahnfahrt. dass das erfolgreichste werk reeds das produkt eines deutlich trantluzenten songwriter tribunals ist, plastifiziert für mich die perfekte eklektik-aquise dieser gesellschaft.
mein favorit befindet sich auf „white light/white heat“. hierbei handelt es sich um eine kurzgeschichte, welche reed im collage verfasste. „the gift“. the gift ist reeds viktorianisches ambivalent zu schrödingers katze. ich schätze reeds abschätzige haltung, denn genau diese ist es, wodurch er seiner ideologie und seinen unzähligen prosa das unerschütterliche und undurchsichtige fundament der authentizität verleiht.