jessys schicht begann um 20uhr und ging bis morgens im 5uhr. er hasste die nachtschichten, konnte aufgrund seines status‘s bei der polizei jedoch noch nicht so große töne spucken. seine ausbildung hatte im märz diesen jahres geendet. jetzt war es ende juli, und an der zeit, sich in seinem job ein standing zu verschaffen. die hirarchie bei der polente(wie er seine gewerkschaft selbst manchmal spöttisch nannte), war strikt und streng.die nächte waren schwül und unvorhersehbar. doch das alleine war nicht der grund für seine abneigung der schichten. ein wolkenbruch da… ein gewitter hier. da wusste man häufig nicht, was wettertechnisch auf einen zukam. er hasste unvorhersehbare situationen. klar. man hätte meinen können, dann würde er den falschen job ausüben. paradoxer weise liebte er diese aber. was ihm jedoch am meisten zusetzte, waren seine bisher verdrängten erinnerungen aus tiefster kindheit.
seine eltern waren beide säufer gewesen. gewalttätige säufer. oft kam es vor, dass sie ihn erst windelweich prügelten, ihn in den alten schlafzimmerschrank sperrten, und es wie wilde tiere trieben. natürlich konnte er damals nicht erahnen, was sie taten. dazu reichte sein horizont im zarten alter von 5 jahren noch nicht weit genug. jetzt, als er so auf dem beifahrersitz saß, und in die fast unnatürliche schwärze der nacht hinausblickte, konnte er das stöhnen seiner mutter deutlich hören. eine träne rann an seiner linken wange hinab. es war dienstag nacht. noch 4 weitere nächte, bis er wieder regulären dienst hatte. die letzte nacht war ruhig verlaufen, und aktuell war auch nicht wirklich viel los. „hey, hast du hunger?“ riss sein kollege ihn aus seinen erinnerungen. „lass uns mal ne pause bei mcdoof einlegen!“ jessy hatte keine einwände. auch ihm knurrte der magen. seinem partner jake, täte es hingegen durchaus mal gut, nicht bei mcdonald’s zu speißen. er sah aus wie ein typischer großstadt bulle. 80er jahre pornobalken, übergewicht, doughnut krümel auf dem hemd, und wenn man ihn ließe, würde er seine lächerliche pilotenbrille sogar in der nachtschicht tragen.
ein ron jeremy verschnitt, wie er im buche stand. natürlich trug das heute keiner mehr so, und das sorgte das ein oder andere mal für unbehagen bei jess.
schon des öfteren, hatte sich jessy gefragt, ob sein kollege eventuell homosexuell ist. nicht, dass er damit ein problem hätte, jedoch wäre es natürlich beruhigend zu wissen, wenn man schon die nächte miteinander verbringen sollte. nachdem sie sich ihre burger auf dem parkplatz des schnell restaurants rein gedrückt hatten, fuhren sie an der ausfahrt nach links. jake holte eine verstaubte kassette aus seiner hemdtasche, und beförderte sie in den serienmäßig eingebauten kassettenrecorder. es war peinlich genug, dass sich das präsidium nicht so langsam mal neue streifenwägen holte, doch was nun kam, setzte allem die krone auf. aus den boxen dröhnte nun „europe“ mit dem titel carry. nicht, dass jessy etwas gegen classic rock hatte, aber musste es dann so eine kackband aus den 80‘ern sein?! warum nicht led zep, oder die stones?! „geiler scheiß, was?!“ versuchte jake die dröhnende musik zu überschreien. jess nickte. was sollte er dazu auch sagen? er war ohnehin nicht in der position, etwas gegen irgendwelche angewohnheiten seines partners zu sagen. nachdem sie ca 25 minuten planlos durch die nacht gefahren waren, klingelte jessys privates handy. jake erörterte, dass er dieses zu dienstzeiten gefälligst abzuschalten habe, worauf jessy zurückgab, dass es aktuell ja sowieso ruhig war. nachdem sein kollege sich seufzend eine zigarette unter seinen 80‘er jahre schnauzer stopfte, und sie genüsslich anzündete, durchfuhr es jake eiskalt. er hatte inzwischen abgehoben und hielt das telefon schon seit geschlagenen 20 sekunden an sein ohr, ohne etwas gesagt zu haben außer „hallo“. er wurde bleich, und er hatte das gefühl, er müsste sich übergeben. „hey, was zum teufel ist denn in dich gefahren“, brüllte sein partner, während ihm die kippe samt der glut in seinen hemdkragen fiel. jessy hatte einfach bei voller fahrt die tür geöffnet. jake konnte ihn gerade noch am ärmel seiner polizei lederjacke schnappen, und verhinderte so, dass er auf den an ihm vorbei rasenden asphalt knallte. das auto geriet ins schlenkern, und sie prallten mit knappen 20 stundenkilometern gegen die leitplanke.
jessy hatte eine irrationale angst verspürt. von jetzt auf gleich. er konnte es nicht konkretisieren. schon garnicht, konnte er jake plausibel erklären, was er eben vor seinem inneren auge gesehen und aus dem telefon gehört hatte. es war nicht die übliche angst bei dunkelheit, die ihn dabei umgarnte. es war etwas stärkeres, unerklärliches.
„mir wurde plötzlich schlecht“, entgegnete er seinem partner. diesem stand der schock noch unweigerlich ins gesicht geschrieben. als sich beide wieder etwas gefangen hatten, stiegen sie aus und schauten, ob das auto noch fahrtauglich war. soweit beide dies beurteilen konnten, waren keine größeren schäden zu sehen. sie hatten die leitplanke seitlich erwischt, und außer ein paar kratzern, war nichts zu sehen. nachdem sie schon eine weile weiter richtung des nördlichen endes der stadt unterwegs waren, wollte jake doch etwas genauer wissen, wer da am telefon gewesen ist, und vor allem, was diese person gesagt hatte. schließlich waren sie beide bullen, und hatten ein gutes kognitives bewusstsein. jessy versuchte den anruf abzutun. es habe sich einer verwählt, erklärte er. dass auf dem display seines handys weder eine nummer, noch der timecode des gesprächs gewesen war, behielt er für sich. die stimme, die wirklich am telefon gewesen war, war das fürchterlichste, was er in seinem jungen leben gehört hatte. sie klang fragil, jung und doch alt und weise. flüsternd und pfeifend. sie sagte nur einen satz: „töte jake, bevor es zu spät ist.“ jake lies nicht locker. „du kannst mir nicht erzählen, dass deine plötzliche übelkeit, und das verlieren der kontrolle, nichts mit dem anruf von eben zu tun hatte! du solltest deinen vorgesetzten besser nicht belügen“! tatsächlich war jake garnicht sein vorgesetzter. eigentlich waren sie völlig gleich gestellt, doch durch seine erfahrung und den dienstjahren, die er scho auf dem buckel hatte, sah man das natürlich so.
„es ist das ewige fast food, welches wir nachtschicht für nachtschicht in uns rein fressen“, erklärte jess. abgesehen davon, hatte ihn seine freundin schon des öfteren darauf hingewiesen, dass er besser mal die notbremse zöge, wenn er in ein paar jahren nicht aussehen möchte, wie john belushi in blues brothers. diese spitze bemerkung behielt er jedoch für sich. die angst, dass agnes ihn irgendwann verliese, weil er aus der form geriet, war sowieso schon groß genug. er hatte schon eine jahresmitgliedschaft im fitnessstudio abgeschlossen,nutzte diese aber nur sehr selten. jakes laune begann immer schlechter zu werden. am blutzucker konnte es nicht liegen, dachte jessy, und grinste in sich hinein.
„was zum teufel ist da gerade passiert?“ bohrte er weiter. „jake, wir drehen uns hier im kreis, falls du es noch nicht gemerkt hast.“ er merkte, dass auch er etwas aus der fassung fiel. das konnte er sich eigentlich nicht erlauben. „wo zum geier fahren wir denn bitte hin?, wollte jess nun wissen, denn sie entfernten sich immer weiter vom regulären einzugsgebiet ihrer schicht. jessys telefon vibrierte in seiner hand. nach der aktion vor 20 minuten war er schlau genug gewesen, um es auf stumm zu schalten. es war einfach zu unangenehm, dass jake so neugierig war. wieder stand keine nummer auf dem display er hielt das handy neben seiner rechten seite zwischen tür und knie. es war nicht so, dass da einfach „unbekannter anrufer“ stand. es war eher so, als würden die zahlen flackern. es erinnerte ihn an den timecode der videokassette aus dem film „the ring“. er konnte sich einfach nicht erklären, was da vor sich ging. sein herz hämmerte. er wusste, dass er nicht ein weiteres mal ran gehen konnte. das würde seinen kollegen wahnsinnig machen. „können wir kurz an der nächsten raste halten? ich müsste mal dringend aufs klo!“ sagte jess mit zittriger stimme. er bemühte sich, doch die stimme lies sich nicht stabilisieren. er erkannte sie selbst kaum. „da ist dir wohl der fraß von mcdoof auf den magen geschlagen, was kleiner?!“ amüsierte sich sein partner. „aber du beeilst dich besser! ich habe noch einiges vor“ erwähnte er noch, und stellte dabei ein grinsen zur schau, welches jess tiefes unbehagen bereitete.
sobald der wagen auf dem rastplatz zum stehen kam, stürzte jessy auf das klo gebäude zu. er hatte nun tatsächlich das gefühl, dass er sich übergeben müsse. erneut quetschte eine kalte hand seinen magen wie einen anti-strsss ball. er schaffte es noch rechtzeitig zum waschbecken. die kabinen waren sowieso besetzt. er hörte freudiges flöten aus den ärschen irgendwelcher trucker, welche ihre halb verdauten bockwürste absonderten. einer lachte, als er die würgegeräusche des jungen polizisten wahrnahm. „kann’s dir nicht verdenken, mann“ tönte es lachend aus einer anderen kabine. einen moment hatte er gedacht, dass außgerechnet jetzt kein anruf eingehen würde, doch nach wenigen sekunden surrte das handy wieder sein monotones brummen. er schaute auf das display, und es war wieder dieser verschnörkelte code einer ursprünglichen nummer zu sehen. sein herz raste, und er bemerkte, wie sich seine augen mit tränen füllten. er hatte wahrscheinlich seit den martyrien seiner kindheit nicht mehr solche angst verspürt. etwas in ihm wollte nicht auf das grüne symbol auf dem display drücken. er tat es schließlich doch. die stimme aus dem telefon klang noch fürchterlicher als vorhin. irgendwie nachdrücklicher. fast zornig. „du musst jake töten!!!! töte ihn, bevor es zu spät ist!“. jessy stand jetzt mit dem gesicht in einer ecke, und schrak auf, als einer der trucker ihn an der schulter berührte, um sich nach seinem wohlergehen zu erkundigen. sein atem roch nach zigaretten und fastfood.
als dem trucker auffiel, mit wem er es da zu tun hatte, wandt er sich angewiedert ab. „hey sam, verrichte dein geschäft lieber etwas schneller, sonst gibts ein knöllchen fürs zu lange kacken! wir haben hier einen gesetzeshüter in unserer mitte“, prustete er lauthals, und verschwand aus der tür. jess begab sich in die gerade leer gewordene kabine, und musste auf der stelle würgen. dieses schwein hatte nicht mal gespült. ein haufen verdautem junkfpoods thronte in der ekelhaft gammeligen schüssel. diese toiletten werden wohl nie gereinigt, dachte er beim abziehen des spülmechanismus‘, als ihn zwei schüsse aus seiner übelkeitsmissäre rissen. er öffnete die tür, zog seine dienstwaffe (wozu er zum ersten mal gezwungen gewesen war), und begab sich leise richtung ausgang. „was zum geier ist denn hier bitte los? kann man nicht mal in ruhe kacken?!“ hörte er noch aus der nebenkabine, aber er versuchte sich nicht ablenken zu lassen. mit einem ruck trat er die tür nach außen auf und richtete die waffe auf sein sichtfeld. er zitterte am ganzen leib. „polizei!!!!!!! waffe fallen lassen und hände hinter den kopf“, hörte er sich wie aus weiter ferne sagen, als er ein vertrautes lachen hörte! sarkastisch und ein wenig beängstigend, wie nach einem der schmutzigen witze, welche jake die letzte nachtschicht schon zu genüge erzählt hatte. es war jake! er steckte seine waffe gerade wieder in sein halfter! „habe ich dich erschreckt, kleiner? das tut mir sehr leid.“ vor ihm lag regungslos der trucker, der ihn am ausgang des klos noch so abschätzig gemustert und getadelt hatte. „verdammte scheiße, ist er tot?!“ entfuhr es jessy nahezu tonlos.
„ich denke doch mal nicht. aber laufen kann er erstmal vergessen. ich hab ihm beide kniescheiben zerschossen“ lachte jake. er muss wahnsinnig geworden sein. diese jahrelangen nachtschichten. da wird man irre. vermutete jessy. „was hat er denn getan?“
„nichts! ich kenne dieses arschloch nicht. du bleibst jetzt einfach besser ruhig, und hilfst mir, seinen fetten arsch in das auto zu wuchten.“ entgegnete der irre gewordene kollege ziemlich heiter, holte die waffe wieder aus dem halfter, und richtete sie auf jessys kopf. er tat wie ihm geheißen. sie legten den bewusstlosen mann auf die rücksitzbank. er gab komische geräusche von sich, als befände er sich in einer art fiebertraum.
jake donnerte wie ein irrer vom parkplatz des rastplatzes, und fuhr auf der 95…. immer weiter weg von ihrem präsidium und dem gebiet, welches sie eigentlich zu bestreifen hätten. jessy blickte über seine schulter hinter sich, und betrachtete den bewusstlosen typen. er blutete stark. seine komplette jeans war bereits dunkelrot gefärbt. „wir müssen ihn in ein krankenhaus bringen“, flüsterte er. er stand unter schock. jake sagte nichts, er fuhr nur weiter wie ein irrer die straße entlang. er erwiderter nichts. sein gesicht war einfach starr auf dir straße gerichtet. ein paar meilen weiter, fuhren sie in eine radarfalle. auch das, brachte jake nicht aus der fassung. sie fuhren locker das doppelte, der vorgegebenen geschwindigkeit. jess wurde langsam bewusst, dass sein partner den verstand verloren hatte. wie es dazu kam? keine ahnung! es mussten die vielen nachtschichten sein. das rapide reduzieren der geschwindigkeit riss ihn aus seiner überlegung. sie bogen jetzt links in einen feldweg ein. am ende des feldweges befand sich ein wendeplatz und eine alte verkommene lagerhalle. jake parkte den wagen. „aussteigen und anpacken“, entfuhr es ihm. jess tat weiterhin was er sagte, er war sich der gefahr bewusst, dass dieser irre jeder zeit seine waffe zücken würde, und ihn über den haufen schießen würde, wenn dies nötig war. wie ferngesteuert stieg er aus, öffnete die hintertür des streifenwagens und buxierte den trucker nach draußen. er war immernoch bewusstlos. seine augenlider flatterten, und der mann schwitzte wie ein schwein. vom geruch ganz zu schweigen. er hatte sich eingenässt. die beiden trugen ihn rüber zu einem großen metalltor. jake griff nach seinem schlüsselbund am gürtel, löste diesen und suchte den passenden schlüssel raus. „warst du etwa schon öfter hier???“ hörte sich jassy sagen. als antwort bekam er nur ein unheimliches kichern. „du wirst dich wundern!“ es stellte sich heraus, dass jake der rechtmäßige besitzer der lagerhalle war.
jake öffnete die tür, und jessy nahm sofort einen penetranten geruch wahr. moderig und faulig. der gestank traf ihn wie ein schlag ins gesicht. „der duft der freiheit“, lachte jake. sie gingen nach innen, und legten den verwundeten laster fahrer auf ein gammeliges feldbett. „willst du meine sammlung sehen?„ fragte jake mit einem ausdruck ausgesprochener freude. „ich habe sie sorgfältig chronologisch geordnet“. jess hatte nicht die geringste ahnung, wovon sein kollege sprach. sein flaues gefühl entwickelte sich zu einer unbändigen übelkeit. „da lang, der herr“! jake schob jessy vor sich her, bis sie an eine alte holztüre kamen. was sich darin befand, war beinahe unmöglich zu begreifen. der gestank wurde immer beißender, als sie den raum betraten. jake tastete nach einem schalter, links neben der türe. helle neon leuchtstoffröhren flackerten auf.
was jess nun erblickte, übertraf jegliche vorstellung. ihm war, als würde das bild, welches sich ihm auftat jegliche grenzen des irdischen verstandes überschreiten. in der mitte des raumes befanden sich zwei stahlträger an der decke. daran waren große fleischerhaken befestigt, die sich über einer art schinensystem hin und her schieben ließen. er hatte sofort das bild eines vorhangs im kopf. an den fleischerhaken hingen leblose körper. sie waren tatsächlich nach dem alter geordnet. es fing mit einem kleinen mädchen an, und endete mit einem tattergreis. die körper waren an den beiden schienen stahlträgern parallel versetzt befestigt, damit man wie bei einem slalom hindurch gehen konnte. „na, gefällt dir mein kleines kabinett“? links in der ecke stand ein kleiner tisch, auf welchem fein säuberlich alle personalausweise lagen. nach dem alter geordnet. er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. der gestank von fäulnis erstickte ihn beinahe!
„fangen wir auf der linken seite an. hier haben wir die 7 jahre alte emilie. sie gilt 2 orte weiter als vermisst. ich habe sie vor 2 monaten nach meiner nachtschicht in mein auto gelockt, als sie gerade auf dem schulweg war. daneben siehst du james und jessica. 14 und 15 jahre alt. die beiden habe ich während einer meiner nachtschichten geschnappt, als sie wild knutschend und fummelnd in einem bushäuschen zugange war. sie durften ihr geplantes werk noch vollenden. natürlich unter meiner aufsicht, in dem raum, durch den wir hier rein gekommen sind. dass sie beide noch jungfrau waren, wusste ich natürlich nicht. das erschwerte das ganze etwas. dann hat es aber funktioniert, und sie haben gerammelt wie die karnickel. zwischenzeitlich hatte ich das gefühl, sie würden mich garnicht mehr bemerken. zum glück habe ich alles auf video aufgezeichnet. inklusive ihrer exekution. falls du es sehen möchtest, ich kann uns popcorn machen! zu den anderen gibt es nicht viel zu sagen. der hier daneben ist ein obdachloser. die omi dort, habe ich aus dem altenheim entführt, und unseren neuen freund kennst du ja bereits.“ jess wusste nicht, wie ihm geschah. ihm war so übel, dass er kein wort zustande brachte. sein kollege war offensichtlich ein geisteskrankes arschloch, welches sich am leid der anderen ergötzte. schließlich schaffte er es doch, etwas zu sagen: „warum?!“
jake stand für einen moment mit einem blick tiefstem unverständnisses da. er schaute, als würde die antwort für jeden offensichtlich auf der hand liegen. „weil ich ein schlechter mensch bin! und, weil ich diesen beschissenen job hasse. diese ganzen asozialen elemente. dieses ständige durch die nacht fahren. das ständige gefresse in stinkenden fast food buden. ganz abgesehen davon, bin ich ein ziemlich kranker typ. du solltest jetzt besser keine schnellen schlüsse ziehen. lass uns den penner gemeinsam erledigen. ficken würde ich dieses stinkende schwein eher nicht. solltest du auf sowas stehen, tu dir keinen zwang an.“
jessy schwitzte. er wusste nicht, was er sagen sollte. er überlegte keine 20 sekunden, zog seine dienstwaffe und schoss ein mal… zwei mal… drei mal… er schoss das komplette magazin leer. er hatte seine augen geschlossen. bisher musste er noch nie zu solchen maßnahmen greifen. als er seine augen öffnete, sah er seinen kollegen taumeln. einer der schüsse traf ihn am auge. blut strömte über jakes gesicht, er brabbelte wirres zeuge vor sich hin, lachte sogar kurz. jess musste sein sprachzentrum zerstört haben. es war wirklich gruselig. nach einigem röcheln, brach der polizist blut überströmt in sich zusammen.
jessy befand sich in einem trance ähnliche zustand, als ihn ein heftiger kopfschmerz zurück in die realität zog. „was hab ich getan? ich muss die zentrale informieren.“ er stolperte richtung tür, überspielte seine übelkeit, und erreichte nach einigen ewig erscheinenden sekunden, den streifenwagen. kurz spielte er mit dem gedanken, einfach zu türmen. er hatte einen menschen umgebracht. notwehr oder nicht. ein dunkler schatten legte sich für den bruchteil einer sekunde über seinen verstand. etwas in ihm genoss die begangene tat. es war, als würde sich ein breites grinsen auf einem gesicht tief in ihm legen. verlor er gerade den verstand? er wischte den düsteren gedanken samt des unergründlichen gefühls bei seite. es war kalt hier draußen. er stand vor dem streifenwagen, hatte den schlüssel in der hand. für einen moment der ihm wie eine unendlichkeit vorkam, wusste er nicht, was er mit dem schlüssel anfangen sollte.
sein telefon brummte erneut. wieder die unerkenntlichen hieroglyphen auf dem display. er hob ab und sagte kein wort. die stimme am anderen ende war entspannt und überraschend vertraut. „du kommst deinem ziel immer näher, jake. nur noch wenige weitere körper, und unser kunstwerk ist vollbracht.“ er legte auf, klappte die sonnenblende des fahrersitzes runter und richtete sich seinen schnurrbart. er lies den motor an, schaltete das radio ein. der nächste titel auf dem tape war toto‘s „hold the line“. es war eine gute schicht. bald ist schichtwechsel. mit einem grinsen im gesicht, fuhr er los.
ende
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